Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage-Schulgruppe der Kinzig-Schule Schlüchtern auf Exkursion in der Domstadt
Am 23.04.25 nahm die Schule ohne Rassismus -Schule mit Courage – AG der Kinzig-Schule Schlüchtern an einer Führung in Fulda teil und durfte dabei drei Orte des jüdischen Lebens in der Domstadt entdecken. Anja Listmann, die Beauftragte für jüdisches Leben der Stadt Fulda, ermöglichte der Gruppe dabei Einblicke in die Geschichte des jüdischen Lebens. Mit ihr besuchten die Schülerinnen und die betreuenden Lehrkräften der AG, Frau Julia Mathes und Herrn Stefan Lengsfeld, die Überreste der ehemaligen Synagoge sowie einer freigelegten Mikwe.
Eben diese Synagoge wurde durch die Nationalsozialisten in der Progromnacht 1938 zerstört und bis heute wurden bei Ausgrabungen nur wenige Reste des Gebäudes freigelegt.
Auch die Überreste der Mikwe waren höchst interessant. Normalerweise ist eine Besichtigung der freigelegten Reste des jüdischen Ritualbades (noch) nicht möglich. So waren wir sehr dankbar, diese sehen zu dürfen und von Frau Listmann Einblicke in das Leben der damaligen Menschen zu erhalten.
Eine Mikwe wird im jüdischen Glauben hauptsächlich von Frauen genutzt, da diese meist nach jeder monatlichen Periode sich in dieser rituell reinigen, während Männer dies nur zu hohen jüdischen Feiertagen tun.
Anschließend zeigte uns Frau Listmann den Raum der sogenannten Wochentagssynagoge. Da die jüdische Gemeinde in Fulda vorwiegend orthodox geprägt war, brauchten die Mitglieder einen Raum, in welchem ihnen das Beten auch unter der Woche möglich war.
Die letzte Station der Führung war schließlich der Standort des ehemaligen Kolpinghauses in der Florengasse, der Ort der Deportation der jüdischen Bürger Fuldas. Von Frau Listmann erfuhren wir, dass im Jahr 1938 von dort zunächst 76 Juden in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt wurden und anschließend wieder frei gelassen wurden, um Angst in der Gemeinde zu verbreiten. Zu diesem Zeitpunkt war das Bestreben des Staates, die jüdischen Menschen dazu zu bewegen, „freiwillig“ ins Ausland zu fliehen. In den nächsten Jahren wurde dann die gesamte jüdische Gemeinde in Fulda durch Deportationen in Vernichtungslager ausgelöscht.
Frau Listmann berichtete uns abschließend von Eva Lehmann, deren Geschichte sie mit der von Anne Frank verglich. Die Fuldaerin wurde im Kindesalter zusammen mit ihrem Bruder in das vermeintlich sichere Belgien geschickt. Als das Land jedoch von den Deutschen eingenommen wurde, mussten beide nach Fulda zurückkehren. Von dort aus wurde Eva dann deportiert und nach einem langen Leidensweg durch verschiedene Lager im Oktober 1944 mit nur 15 Jahren ermordet.
Die AG ist sehr dankbar für die Erfahrungen und die vielen Informationen und Fakten, die uns vermittelt wurden. Wir möchten uns besonders bei Frau Listmann für die interessante und ausführliche Führung und die engagierte Weitergabe ihres Wissens bedanken. Gerade in der heutigen Zeit, in welcher der Antisemitismus in unserem Land wieder lauter wird, ist es umso wichtiger zu erinnern und aufzuklären! Nie wieder ist jetzt!
Emma Brys (für die Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage -AG)