JES-Initiative „Nacht der Ausbildung” sorgte auch dieses Jahr für volle Werkshallen und Empfangsräume
(14.10.2022) Chancen nutzen – dieses Begriffspaar fiel im Laufe der diesjährigen Nacht der Ausbildung des Öfteren. „Wir wollen die Chance nutzen, was uns geboten wurde, um uns vorzustellen und neue Auszubildende zu gewinnen”, sagt Luisa Klaft, Personalbetreuerin der Main-Kinzig-Kliniken, mit 230 Azubis in den Standorten Schlüchtern und Gelnhausen einer der größten Ausbildungsbetriebe der Region. Insgesamt neun Berufe, davon einer im Rahmen eines dualen Studiums, und das Freiwillige Soziale Jahr stehen nach Klafts zur Verfügung der jungen Menschen, die sich für eines der Krankenhäuser entscheiden können. Die Palette reicht vom Beruf des/r Lagerlogistikers/in über die Kochausbildung bis hin zu medizinischen Ausbildungsgängen. „Ich hatte schon immer den Gedanken, im medizinischen Bereich zu arbeiten, weil ich die Mischung aus Bürowirtschaft und Medizin sehr interessant finde”, das erzählt bereits eine der Auszubildenden, Lea Weber. Sie wollte zu einem „großen Unternehmen, um Einblicke in unterschiedlichen Bereichen zu gewinnen”. Auch ihre Kollegin, Anna Zellmann, wollte die gebotenen Chancen nutzen und hat diese Entscheidung auch nicht bereut: „Wir wurden sogar in der Notaufnahme eingesetzt und durften bei einer Operation dabei sein. Das war total anders als im Büro”. Sie lobt dabei den regen Austausch mit ihren Ausbilderinnen und Ausbildern, die stets zur Verfügung stünden.
Aber auch werdende Auszubildende wollten an diesem Abend Chancen wahrnehmen, so wie Marian, Berufsfachschüler für Wirtschaft und Verwaltung an der Kinzig-Schule. Der Schüler rumänischer Herkunft, der auf Veranlassung der Schule dabei ist, zeigt sich zufrieden: „Mir wurden ein bisschen die Augen geöffnet, weil ich gesehen habe, dass man auch ohne den höchsten Abschluss vieles erreichen kann”. Er betont dabei auch die Bedeutung von Praktika, denn dadurch habe man einen Vorteil bei Bewerbungen. Seine Begleiterin Alexandra von der Stadtschule Schlüchtern, die in Italien aufgewachsen ist, interessiert sich dabei mehr für die medizinischen Berufe, allein durch familiäre Betroffenheit: „Mich interessieren medizinische Fachrichtungen. Ich bekomme vieles mit, weil meine Mutter hier arbeitet, daher ist die Tätigkeit mein Traumberuf”.
Ortswechsel. Auch hier bunt beleuchtete Flächen, Gruppen von Jugendlichen, die sich in Gruppen und zum Teil durch den Zubringerservice den Werkshallen von Möbel Rudolf nähern. Das seit 1895 bestehende Traditionsunternehmen empfängt Interessierte heute Abend mit Infoständen, leckeren Waffeln und einer Führung durch die größtenteils automatisierten Produktionshallen. Vorgestellt werden die Produktionsprozesse gleich vom Firmeninhaber und geschäftsführenden Gesellschafter Karl Friedrich Rudolf und seiner Tochter Marie Rudolf, die von einer „einmaligen Möglichkeit” spricht, „dass die Jugendlichen den Betrieb vor der Entscheidung für eine Ausbildung kennen lernen können, anstelle es auf einer Messe erzählt zu bekommen. Denn der persönliche Eindruck ist der beste. Man kann direkt Fragen an die Ausbilder und Azubis stellen und erhält dadurch ein umfassendes Bild über den Betrieb”. Die Firma Möbel Rudolf, die nach Angaben von Karl Friedrich Rudolf die Energie, die sie verbraucht, selber produziert, erwartet die Jugendlichen mit zwei Ausbildungsberufen (Industriekaufmann/frau und Tischler/in) – alle sieben Azubis im 127-Mann-Betrieb besuchen die Partnerinstitution Kinzig-Schule.
Einer von ihnen ist Jan, der im Sommer seinen Fachhochschulreife am Beruflichen Schulzentrum des Main-Kinzig-Kreises erlangte und nun eine Ausbildung bei Möbel Rudolf absolviert. Für ihn hat das Familienunternehmen ein passendes Angebot unterbreitet: „Ich wollte generell in der Region bleiben und war auf der Suche nach einem Betrieb mit einer familiären Atmosphäre. Möbel Rudolf ist ein kleiner Betrieb, in dem man stets und schnell einen Ansprechpartner findet”. Ein Eindruck, den er auch mit anderen Azubis teilt.
An diesem Abend ist auch Oberstudiendirektor Karsten Günder dabei. Der Schulleiter der Kinzig-Schule sieht in der JES-Initiative (hinter JES verbergen sich die projektinitiierenden Firmen Jökel Bau, Edeka Habig und Kreissparkasse Schlüchtern) „eine hervorragende Ergänzung zu unseren Anstrengungen in der Berufsorientierung mit den umliegenden Haupt- und Realschulen. Unsere Lernenden werden über das berufliche Angebot in der Region informiert und haben so die Möglichkeit in der Region zu verbleiben. Unsere Schulen im Bergwinkel bereiten gut auf die Ausbildung vor, die Initiative ermöglicht ein „regionales Matching“ – eine „Win-Win- Situation“ für die Schülerinnen und Schüler genauso wie für die regionalen Betriebe”.
Oberstudienrat Richard Guth