„KI kann nicht in die Ukraine fahren”

Absolventinnen und Absolventen des BG führen bei niederländischer Tageszeitung ein zweisprachiges Gespräch über aktuelle Entwicklungen in der Medienbranche

Von Oberstudienrat Richard Guth

(20. Mai 2025) „Was machen wir falsch?”, lautete die etwas provokante Frage der Redakteurin für Außenpolitik Sterre Lindhout im schicken Neubau am Rand der niederländischen Hauptstadt. Die Frage bedeutete für die Besucher, allesamt Abiturientinnen und Abiturienten des Beruflichen Gymnasiums der Kinzig-Schule, unter ihnen Mitglieder des Deutsch ergänzenden Grundkurses „Medien und Journalismus”, dass sie nun als Experten gefragt waren. Woraus resultiert die Unpopularität der Printzeitung im Kreise von Jugendlichen?, wollten ferner Lindhout, jahrelang Deutschland-Korrespondentin der Tageszeitung, und ihr Chef Stan Putman von der Buitenlandredactie (Auslandsredaktion) wissen.

Die Kooperation mit der drittgrößten niederländischen Tageszeitung de Volkskrant blickt mittlerweile auf 14 Jahre zurück: 2011 besuchten Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal das Verlagshaus an der Amstel. Der Besuch markierte in diesem Jahr den Abschluss eines erfolgreichen Projektjahres des ergänzenden Grundkurses, an dessen Ende diverse eigene Produkte der Kursmitglieder standen: Berichte, Reportagen und Podcasts zu einer ganzen Reihe aktueller Themen.

Und wie lautete die Antwort auf die eingangs gestellten Fragen? Genannt wurden zahlreiche Punkte, unter anderen die Leseunlust vieler Jugendlicher sowie die Aufwertung des Unterhaltungscharakters beim Medienkonsum, den bewegte Bilder mehr bedienen würden als traditionelle Printformate. Dabei bemühe man sich, so die beiden erfahrenen Journalisten, den Herausforderungen durch den veränderten Medienkonsum effektiv zu begegnen. Auch wenn diese Herausforderungen groß sind, zeigen sich beide überzeugt, dass Journalisten lange gebraucht würden: Denn die Künstliche Intelligenz, die zwar wertvolle Hilfestellung leiste – sei es bei der Auswertung von Satellitenbildern um die Veränderungen der Bergbautätigkeit in Suriname nachzuvollziehen, oder bei der Transkription von Interviews -, könne nicht in die Ukraine fahren, um mit den „kleinen Leuten” zu sprechen und unterschiedliche Blickwinkel zu zeigen.

Denn auch wenn der eigene Weg der Besucher nicht über die Welt des Journalismus führen wird, werden objektive und gut recherchierte Nachrichten weiterhin gebraucht. Damit können Sterre Lindhout und Stan Putman ganz sicher nichts falsch machen.