Kinzig-Berufsschüler bauen in Eigenregie ein Jökel-Massivhaus

Selbstverantwortung plus  – Ortstermin in Neuhof

Von Oberstudienrat Richard Guth

Geschäftiges Treiben erwartet den Besucher des Neubaugebiets unweit der Grotte von Neuhof. Zwei Azubis und zwei erfahrenere Kollegen werkeln am Neubau, aber anders als gewöhnlich dürfen sie sich hier so richtig austoben, jedenfalls im friedlichen Sinne: „Wir bestellen Material nach, studieren eigenständig Pläne und und rechnen die ganze Zeit nach”, berichtet Abraham Tsegay Gebreamlak. Sein Kollege Finn Röhrig ergänzt: „Während auf anderen Baustellen Tätigkeiten wie Wasser abpumpen und Aufbauen überwiegen, können wir selbstständig Entscheidungen treffen und uns sogar Fehler erlauben.”

Ganz ohne Aufsicht geht es dann doch nicht: Bauleiter Manuel Geis gesellt sich dazu und stellt zusammen mit den vier Auszubildendenhäuslebauern Navid Mohammadi, Max Nüchter, Abraham Tsegay Gebreamlak und Finn Röhrig das Haus im Rohbauzustand vor. Hinter ihnen liegen vier Wochen Arbeit, in den sie das Fundament setzten, das Kellergeschoss mauerten, Fertigteile einbauten und so nach Auftragen einer Kimmschicht mit der nächsten Etage fortfuhren.

Geis sieht im Projekt „MARKE azubi_bau”, dessen erstes Vorhaben der Neubau in Neuhof darstellt, eine „langfristige Investition, denn die Azubis sollen nach Beendigung der Ausbildung, auf die wir viel Wert legen, bei Jökel bleiben”. Ideengeber für das Projekt war ein ehemaliger Azubi namens Andreas Walther, dessen berufliche Karriere für das gesteckte Ziel steht: Er stieg vom Maurer über die Position Polier in die Bauleitung bei Jökel Bau auf. Bei „MARKE azubi_bau” steht nach Angaben von Bauleiter Geis nicht der materielle Gewinn im Vordergrund, denn „wir verdienen daran nichts”, wie er sagt, sondern die Entwicklung der Auszubildenden zur Selbstständigkeit.

Auch Bauherr Johannes Frohnapfel sieht darin ein „sinvolles Projekt”, da er auch an einer „umfassenden Ausbildung der Azubis” interessiert sei. „Es ist so, dass der Qualitätsanspruch an das Ergebnis sicherlich hoch ist, denn ein Polier und der Bauleiter überwachen permanent die Arbeit der Jungs. Ich konnte jedoch bei persönlichen Besuchen einen ausgesprochen kollegialen Umgang miteinander wahrnehmen, Polier und Azubis agieren auf Augenhöhe und kameradschaftlich”, erzählt Johannes Frohnapfel, Lehrer von Beruf. Abraham Tsegay Gebreamlak ergänzt hierzu, dass durch die „notwendige enge Zusammenarbeit auch der Teamgeist gestärkt wurde und wird”.

Ein gutes Stichwort, denn es ist an der Zeit, dass die Arbeit ungestört weitergehen kann. Der Besucher nimmt Abschied vom Vorzeigeprojekt, wohlwissend, dass es dabei auch auf eine enge Kooperation zwischen dem Ausbildungsbetrieb Jökel Bau und der Ausbildungsschule Kinzig-Schule ankommt.