Bundesweiter Aktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus / Ausstellung und Stadtrundgang durch Schlüchtern standen an der Kinzig-Schule auf dem Programm.
Von Oberstudienrat Richard Guth
(12. Juni 2025) Der Jahrgang 11 des Beruflichen Gymnasiums nahm in diesem Jahr wieder am Anne-Frank-Tag teil, einem bundesweiten Schulaktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus. Der Anne-Frank-Tag wird vom Anne Frank Zentrum in Berlin organisiert und findet jährlich an ihrem Geburtstag (12. Juni) statt. Das jüdische Mädchen ist eines der bekanntesten Opfer des Holocaust und sein Schicksal bewegt bis heute viele. Bundesweit engagierten sich über 100.000 Schülerinnen und Schüler an 730 Schulen bei dem Aktionstag und stellten damit einen neuen Teilnahmerekord auf. Das Motto des Anne-Frank-Tages 2025 war »Erinnern und Engagieren digital«.
Die vom Zentrum entwickelte Plakatausstellung mit Ton- und Videomaterial, erreichbar über QR-Codes, boten den Teilnehmern des Aktionstages (und weiteren Lerngruppen) einen Überblick über Franks Lebens und die Bedeutung ihres Tagebuches. Die Schülerinnen und Schüler wurden von Oberstudienrat Heiko Schmidt, dem Organisator des Anne-Frank-Tages an der Kinzig-Schule und Fachbereichsleiter für das Aufgabenfeld II, in die Ausstellung eingeführt.
Einen zweiten Schwerpunkt bildete die Stadt Schlüchtern als Lernort: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wanderten auf den Spuren ehemaliger jüdischer Bewohner der Bergwinkelstadt, an die mittlerweile 57 Stolpersteine (von den bundesweit insgesamt 116.000) erinnerten, so Clas Röhl vom Geschichtsverein Schlüchtern, der neben Inga Hess örtlicher Koordinator des Projekts „Stolpersteine“ ist. „Es ist kein einfaches Thema, die Auseinandersetzung vor Ort erweist sich stets als sehr heikel. Bei den ersten Stolpersteinen haben wir gar Widerstand erfahren, die Leute meinten, es sei lange her und nicht so schlimm gewesen“, erzählte der 71-Jährige. Die Stolpersteine stünden in großer Mehrheit für das Schicksal von Deportierten, aber auch politischer Verfolgter und der Opfer der Euthanasie gedenke man auf diese Weise – man stolpere regelrecht über das Schicksal dieser Menschen. Am 23. Oktober sollen weitere Steine folgen, in Andenken an eine neunköpfige Sinti-Familie, die zuerst der Kreisstadt verwiesen und 1944 nach Auschwitz deportiert wurde, und an einen Kommunisten aus Breitenbach, der überlebte und zurückkehrte.
Auch um digitale Inhalte wurde der von den Schülerinnen und Schülern gestaltete Stadtrundgang, der zu Orten vormals jüdischen Lebens, aber auch Orten der Verfolgung führte, ergänzt: So stellten die Jahrgangsmitglieder im Vorfeld erstellte Podcasts vor, und eine Dokumentation über Rechtsextremismus heute mit anschließender Diskussion rundete den Aktionstag ab – der Halt an dem Ort, wo der 2000 ermordete Enver Şimşek, der in der Bahnhofsstraße einen Laden betrieb, war Teil dieser Auseinandersetzung. An einer digitalen Karte zu vormaligen Orten jüdischen Lebens wird noch gearbeitet. Begleitet wurden die Teilnehmer des Aktionsteams von einem Kamerateams des ARD-Mittagsmagazins.