Politik- und Wirtschaftslehrkräfte bereiten ihre Schüler/innen mit besonderem Angebot auf die Bundestagswahl vor / 16 Berufsschulklassen an sechs Stationen
Von Oberstudienrat Richard Guth
(18. 02. 2025) An diesem Vormittag war sehr viel vom Konsens und Ausgleich die Rede. Konsens, wenn es darum geht, wohin die Klassenfahrt geht, aber auch wenn man versuchen soll, vor dem Hintergrund unterschiedlicher Erfahrungen und Erwartungen einen tragbaren Kompromiss für alle zu finden. Diese Erfahrungen werden womöglich auch die Vertreter der politischen Parteien nach dem 23. Februar machen müssen, um am Ende eine handlungsfähige Regierung zu bilden.
„Unsere Idee war es junge Wähler bei ihrer Wahlentscheidung zu unterstützen und dabei nicht nur die Wahlprogramme vorzustellen, sondern den Blick auch auf die Auswirkungen zu richten”, sagt Studiendirektorin Sheila Eckert, Abteilungsleiterin für den technisch-gewerblichen Bereich an der Berufsschule, im Anschluss an die Veranstaltung.
Die Wahlwoche an der Kinzig-Schule war dieses Jahr daher vom Stationenlernen mit unterschiedlichen Themen zur Bundestagswahl geprägt: 16 Berufschulklassen absolvierten an zwei Tagen sechs Stationen, den Abschluss bildete dabei die Juniorwahl. Die Palette reichte von Informationsveranstaltungen zur Erst- und Zweitstimme, zu Wahlsystemen (Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht) über Wahlprogramme und Diskussionsrunden über die Konsequenz des Nichtwählens beispielsweise bis hin zum Wahlkompass.
„Den Austausch in der Klasse fand ich interessant, vor allem deshalb, weil man dadurch die Meinungen und Ansichten der Klassenkameraden mitbekommen hat. Besonders beeindruckt haben mich der Wahlkompass, durch die bildliche Darstellung, und auch die Diskussion über die Konsequenzen des Nichtwählens”, sagt Oliver, der am Beruflichen Schulzentrum des Main-Kinzig-Kreises den Beruf des Tischlers erlernt. Hikmet aus einer Lagerlogistikklasse fand neben dem Sammeln von Eindrücken die Möglichkeit gut, Hilfe bei der Wahl der Partei zu erhalten, die am besten zu ihm passt: „Ich war verwundert, welche Partei bei mir auf Platz 1 landete”, schmunzelt der 19-jährige Erstwähler. „Ich finde halt gut, dass diejenigen, die sich dafür nicht so sehr interessieren, Zeit bekommen haben, um sich mit dieser wichtigen Frage zu beschäftigen. Es waren insgesamt zu viele Stationen, dennoch fand ich die offenen Diskussionen cool”, ergänzt die angehende Industriekauffrau Saskia.
Denn gerade die offenen Diskussionen führen dazu, den jungen Leuten in einer Zeit von Nachrichtenüberflutung und Fake News die Möglichkeit zu bieten, im Austausch mit anderen Wahlprogramme und Vorlieben zu reflektieren und am Ende das Kreuz an der für sich selbst richtigen Stelle zu setzen.